In den kommenden Jahren soll der Deutsche Hörverband (DHV) zum gemeinsamen, starken Verband der lautsprachlich orientierten, hörgeschädigten Menschen werden. Der DHV wurde Ende 2022 von DSB (Deutscher Schwerhörigenbund e. V.) und der DCIG (Deutsche Cochlea-Implantat Gesellschaft e.V.) sowie weiteren Landes- bzw. Regionalverbände gegründet. Die zukünftige Fusion im DHV garantiert, gemeinsam für wichtige Ziele zu kämpfen: mehr Akzeptanz und Teilhabe, eine starke Selbsthilfe, eine bessere Versorgung und eine lebendige Gemeinschaft aller Menschen mit Hörbeeinträchtigung. Doch bis zum großen Verband, dem sich gegebenenfalls auch weitere Verbände und Interessenten anschließen können, gibt es noch viel zu tun. Die Fusion ist nur in einem schrittweisen Übergang zu schaffen, an dem viele mitwirken. Zum aktuellen Stand informiert Dr. Harald Seidler, Vorstandsvorsitzender des DHV, in einem Interview mit der Zeitschrift „Schnecke“.
Herr Dr. Seidler, wie ist der aktuelle Stand beim Deutschen Hörverband?
Harald Seidler: In den vergangenen Monaten sind wir erneut ein gutes Stück vorangekommen. Zugleich müssen wir immer wieder betonen: Um die Schritte bis zur endgültigen Fusion im DHV zu meistern, braucht es nicht nur Engagement, sondern auch eine ruhige Hand und einen langen Atem.
Über die Idee eines gemeinsamen, starken Verbandes haben wir 20 Jahre gesprochen, bis es vor zwei Jahren endlich zur Gründung als Dachverband kam. Der DHV ist eine große, einmalige Chance. Doch die eigentliche Fusion ist noch viel anspruchsvoller. Es geht um komplexe Strukturen der Selbsthilfe, die zusammengehen sollen. Alle sollen mitreden. Doch große Veränderungen erzeugen auch Vorbehalte und Befürchtungen. Über all das müssen wir sprechen. Es ist wichtig, jeden einzelnen mitzunehmen, ihn gut zu informieren und ihn möglichst für eine aktive Mitarbeit zu gewinnen.
Wie muss man sich diesen Weg vorstellen? Was genau ist in letzter Zeit passiert?
Harald Seidler: Da möchte ich mit dem Vorstand beginnen, der ja aus Vertretern von DCIG und DSB besteht. Anfangs waren unsere Zusammenkünfte noch etwas verhalten. Es fiel schwer, an beide Verbände und gemeinsame Projekte zu denken. Doch durch den regelmäßigen Austausch, die vielen Online- und Präsenztreffen, hat sich das spürbar gewandelt. Heute ist es selbstverständlicher, über das gemeinsame Ziel der Fusion zu sprechen. Mitunter wird lebhaft diskutiert. Doch man spürt, dass alle an einem Strang ziehen. Jeder legt seine Ideen und sein Know-how in die gemeinsame Waagschale. Das zu erleben, ist unglaublich wohltuend. Und es ist auch für mich als „alten Hasen“ wirklich spannend.
Doch der Vorstand ist nur der Kopf, der allein gar nichts ausrichten kann. Zum DHV zählen inzwischen viele ehrenamtliche Kräfte, die in den Arbeitsgruppen aktiv sind. Es gibt die AG Fusion, die AG Politik, die AG Kommunikation, die im Austausch mit dem Vorstand agieren. In den AGs geht es darum, das Zusammengehen verschiedener Verbandsstrukturen vorzubereiten, politische Forderungen zu formulieren oder die strategische Kommunikation des DHV voranzubringen. Eine weitere AG kümmert sich um die gemeinsame Gestaltung des 125jährigen Jubiläums der Schwerhörigenbewegung im Jahr 2026. Darüber hinaus müssen wir noch viele kleine Herausforderungen lösen, damit unser DHV weiter Fahrt aufnimmt.
Worum geht es da?
Harald Seidler: Natürlich auch ums liebe Geld. Wir sind gerade dabei, Mittel zu beantragen, um die Basis für kommende Projekte zu schaffen. Da muss jede Menge Papierkram erledigt werden…
Der große Dank gilt den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, die zumeist aus DSB und DCIG kommen, und die den DHV bereits als ihr gemeinsames Projekt leben – mit viel Herzblut. Bei unserer Mitgliederversammlung im Oktober in Erkner war das allgegenwärtig: ein lebendiges Miteinander, konstruktive und offene Diskussion. In einem Workshop haben wir Ideen für unser Kommunikationskonzept und für noch mehr Öffentlichkeitsarbeit gesammelt. Schließlich wollen wir gehört werden, uns einmischen, mitreden und dafür fortan mit einer Stimme sprechen. Auch die jungen Hörbeinträchtigten mit ihrer ganz eigenen Selbsthilfe stehen dem DHV positiv gegenüber.
Und wenn man sich weitergehend informieren will? Wo kann ich das tun?
Harald Seidler: Zum einen auf unserer neuen Homepage www.hoerverband.de. Zum anderen im DHV-Newsletter, den man auf der Homepage herunterladen oder formlos bestellen kann – per E-Mail an info@hoerverband.de oder über das Kontaktformular auf der Homepage. Außerdem kann man jetzt im DHV-Newsroom auf presseportal.de unsere Pressemitteilungen abonnieren. Sehr beliebt sind unsere Online-Dialoge, zu denen wir regelmäßig interessante Gäste einladen; aktuell etwa zur Elektronischen Patientenakte. Nicht zuletzt sollte man die DHV-Rubrik hier in der „Schnecke“ verfolgen.
Darüber hinaus sind die Arbeitsgruppen für jeden offen. Und wer will, kann sich schon den Termin für unsere nächste Mitgliederversammlung mit Workshop notieren: von 3. bis 5. Oktober 2025 treffen wir uns in Frankfurt/Main.
Herr Dr. Seidler, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin gutes Gelingen!