Kalibrierung audiometrischer Geräte
Eine wichtige Voraussetzung für alle audiometrischen Testarten ist die Kalibrierung der verwendeten Geräte. Die Kalibrierung dient dazu, zu überprüfen, dass das Verhältnis zwischen dem SPL-Schalldruck, der über den Kopfhörer dargeboten wird, und dem HL-Schalldruck, der auf dem Audiometer angezeigt wird, den geltenden Standards entspricht.
Kalibrierung von Hörern
Die Kalibrierung verschiedener Hörer wie Kopf-, Einsteck- und Knochenleitungshörer zu audiologischen Zwecken wird in verschiedenen internationalen Standards, z. B. ISO, ANSI und IEC, beschrieben. Diese Normen legen Grenzwerte in dB SPL in akustischen Kupplern (häufig Ohrsimulator oder künstliches Ohr genannt) für weltweit gebräuchliche Hörerarten fest.
Die Grenzwerte wurden folgendermaßen ermittelt: Zunächst wurde bei einer größeren Anzahl von Testpersonen mit normalem Gehör die Hörschwelle bei Verwendung von Hörern gemessen und dann die durchschnittliche Audiometereinstellung bei den einzelnen Frequenzen berechnet. Daraufhin wurde der Hörer an einen Kuppler angeschlossen und der entsprechende Schalldruckpegel (dB SPL) im Kuppler gemessen. Diesen Schalldruckpegel nennt man auch den äquivalenten Bezugsschwellenschalldruckpegel in einem spezifischen Kuppler (engl. Reference Equivalent Threshold Sound Pressure Pegel oder abgekürzt RETSPL).
Während der Kalibrierung ist der Hörer an einen Kuppler angeschlossen, der einem in den Normen spezifizierten Typ entspricht. Das Audiometer sendet einen Testton an den Hörer, und der Schalldruck im Kuppler wird mit einem Schallpegelmesser gemessen. Das Audiometer wird so justiert, dass 0 dB HL einen Schalldruck ergibt, der dem RETSPL bei den verschiedenen Frequenzen enspricht.
Unsicherheiten in Verbindung mit der Kalibrierung
Eine weitverbreitete Kupplerart zur Kalibrierung von Hörern besitzt ein Volumen von 6 qcm, was in etwa dem Volumen unter einem Hörer auf einem wirklichen Ohr entspricht. Dieses Volumen wurde gewählt, um die akustischen Bedingungen zu simulieren, die unter einem Hörer bei einem Hörtest herrschen. Die Werte für die Bezugsschwelle (RETSPL) sollten im Prinzip den Schalldruck am Trommelfell eines wirklichen Ohres widerspiegeln.
Allerdings führt die Tatsache, dass die Hörer auf einem standardisierten Kuppler und entsprechend den durchschnittlichen Hörschwellen einer größeren Population kalibriert werden, zu Ungenauigkeiten. Das liegt zum einen daran, dass die akustischen Bedingungen eines Durchschnittsohres mit dem Kuppler lediglich annähernd erreicht werden können, zum anderen daran, dass das Gehörgangsvolumen von einem Ohr zum anderen beträchtlich variieren kann. Des Weiteren hängt das Ergebnis ebenfalls davon ab, wie dicht der Hörer das Ohr verschließt. Dadurch kann der tatsächliche Schall- druck am Trommelfell – und damit bei den gemessenen Schwellen – um ganze 15 bis 20 dB abweichen, besonders bei niedrigen und hohen Frequenzen.
Diese Ungenauigkeit kann zu Schwierigkeiten bei der Bestimmung der erforderlichen Hörsystem-Verstärkung führen. In diesem Fall ist es von Vorteil, wenn man die Möglichkeit hat, die Hörschwellen unter den akustischen Bedingungen zu messen, die mit eingesetztem Hörsystem in Trageposition entstehen.
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