Was 2015 mit einer Handvoll Freiwilliger in Großbritannien begann, hat sich zehn Jahre später zu einer erfolgreichen globalen Gemeinschaft von rund 200 Hörpaten in 34 Ländern entwickelt. Diese Menschen, die entweder selbst mit Hörverlust leben oder Eltern von Kindern mit Hörverlust sind, unterstützen, inspirieren und begleiten Betroffene auf ihrem Weg zum Hören – und bieten ihnen nicht nur Orientierung, sondern auch Hoffnung und emotionale Stütze.

Jeder fünfte Mensch ist weltweit von Hörverlust betroffen, was Aufklärung und Unterstützung immer wichtiger macht. Das Besondere an der Hearpeers Initiative ist ihre menschliche Note. Alle Freiwilligen – im deutschsprachigen Raum Hörpaten, international Hearpeers Mentoren genannt – sind den Weg vom Nichthören zum Hören selbst gegangen oder haben Angehörige dabei begleitet. Sie teilen ihre Erfahrungen und persönlichen Geschichten mit ehrlicher Begeisterung.

Ein inspirierendes Netzwerk wächst

Hearpeers ist ein weltweites Netzwerk, bei dem Mentoren in derzeit 34 Ländern aus verschiedensten Berufen und Lebensbereichen aktiv sind. Trotz ihrer Unterschiede verfolgen alle ein gemeinsames Ziel: von Hörverlust Betroffenen Mut zu machen und ihnen zu zeigen, wie Implantate das Leben bereichern und Hören wieder möglich machen können. In Deutschland gibt es 40 hochengagierte Hörpaten, in der Schweiz acht.

Eine davon ist Tina aus Deutschland, deren Tochter Emilia beidseitig mit Cochlea-Implantaten versorgt ist. Sie erklärt, warum sie sich bei Hearpeers engagiert:

„Die wertvollsten Informationen erhält man von betroffenen Nutzern bzw. deren Eltern. Ich möchte die Eltern ermutigen und ihnen Sorgen und Ängste nehmen. Jedes Kind sollte die Möglichkeit haben, hörend die Welt zu entdecken.“

Hearpeers: eine Familie ohne Grenzen

Hearpeers wächst heute schneller als je zuvor. Allein im Jahr 2024 gesellten sich Hörpaten aus 13 neuen Ländern hinzu, etwa aus Äthiopien, Saudi Arabien und Costa Rica, die mit der globalen Community ihre Erfahrungen über das Hören mit Implantat teilen.


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Im Vorjahr entwickelte sich die Online-Community auch noch in eine andere Richtung. In Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und den USA lernten sich Mentoren bei Hearpeers Ländertreffen persönlich kennen. Ein besonderes Highlight war eine Veranstaltung am MED-EL Hauptsitz in Innsbruck, bei der sich Mentoren aus der ganzen Welt trafen, Erfahrungen austauschten, Freundschaften knüpften und ihr Engagement für zukünftige Hörimplantat-Kandidaten bestärkten.

Genau wie Tina sieht sich auch Sylke aus Deutschland, die mit Mittelohrimplantaten hört, als Hörpatin in der Rolle der Mutmacherin: „Ich möchte Betroffenen ihre Ängste vor der Implantation nehmen. Aufklärung und ein offener Umgang mit Hörverlust sind sehr wichtig – deshalb trage ich meine Prozessoren bunt und die Haare kurz.“

Gegenseitige Unterstützung macht stark

Eine aktuelle Studie  belegt die Vorteile der Peer-Kommunikation, also der Kommunikation auf gleicher Ebene, besonders in Gesundheitsfragen. Peers beraten auf Augenhöhe und helfen Betroffenen in einer ähnlichen Situation, fundierte Entscheidungen zu treffen. Peer-Support-Programme geben wichtige psychosoziale Unterstützung, schmälern das Gefühl, allein auf weiter Flur zu kämpfen, und liefern praktische Ratschläge von Menschen mit reellen Erfahrungen. Das beschreibt die Hearpeers Initiative perfekt, bei der Mentor*innen anderen Menschen mit Hörverlust helfen, indem sie ihre persönlichen Erlebnisse mit ihnen teilen und anhand ihrer eigenen Erfahrungen Orientierung geben.

MED-EL unterstützt in seiner Mission, Hörverlust als Barriere für Kommunikation zu beseitigen, sowohl Patienten als auch HNO-Fachkräfte, die aus Zeitgründen nicht auf alle Fragen von Patienten eingehen können. Mentoren dagegen können viele dieser nicht-medizinischen Fragen beantworten, was bei einer Entscheidung über eine lebenslange und lebensverändernde Hörtechnologie von unschätzbarem Wert ist und eine Ergänzung zur medizinischen Beratung darstellt.

Und das Engagement findet mittlerweile auf den unterschiedlichsten Ebenen statt: in Einzelgesprächen, aber auch in modernen Formaten wollen die Hörpaten unterstützen: Wie mit dem ersten Webinar der „Endlich-wieder-Hören-Talk-Reihe“ „Hören in akustisch herausfordernden Situationen“ am 16. Januar 2025 um 19 Uhr geben die Hörpatinnen Pia und Patricia Einblicke in ihren Alltag und teilen Tipps, wie CI-Nutzer in lauten Umgebungen – etwa bei Familienfeiern oder Partys – das Zuhören erleichtert wird. Die Talk-Reihe findet einmal monatlich statt und widmet sich verschiedenen Themen, die im Alltag mit Cochlea-Implantaten von Bedeutung sind. Nächste Termine: „Sport mit CI“ am 17.02.2025 und „Arbeitsalltag mit CI am 17.03.2025 Jedes Webinar ist interaktiv und ähnlich wie ein Podcast gestaltet, was einen lebendigen und wertvollen Austausch ermöglicht.

Ein Blick in die Zukunft

Hearpeers möchte sein Netzwerk auch in Zukunft vergrößern und Menschen mit Hörverlust noch mehr Fürsprecher zur Seite stellen, die sie unterstützen und inspirieren. „Hörpatinnen wie Tina und Sylke zeigen uns, dass Hörverlust nicht das Ende bedeutet. Es kann auch der Beginn eines neuen Kapitels sein,“ meint Dr. Patrick D’Haese, Direktor für Awareness und Public Affairs bei MED-EL.