Mit NAL-NL3 führen die National Acoustic Laboratories (NAL) im Jahr 2025 die nächste Entwicklungsstufe audiologischer Anpassformeln ein. Das neue präskriptive System basiert auf einer Kombination aus aktueller Forschung, klinischen Daten und umfangreichen Nutzererfahrungen – mit dem Ziel, die Hörgeräteversorgung noch individueller, datengestützter und patientenzentrierter zu gestalten.
Von der Theorie zur realen Hörsituation
NAL-NL3 folgt auf NAL-NL2, eines der weltweit am häufigsten eingesetzten Anpasssysteme. Im Unterschied zu früheren Formeln, die auf begrenzten klinischen Studien basierten, stützt sich NAL-NL3 auf die Auswertung von Millionen realer Hörgeräteanpassungen, ergänzt durch künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Echtzeit-Feedback von Hörgeräteträgern.
Ein zentrales Element: die Analyse von Hörsituationen mittels Ecological Momentary Assessment (EMA). Über 10.000 Nutzerfeedbacks aus dem Alltag flossen in die Entwicklung ein – ein bedeutender Schritt, um die Anpassung näher an das tatsächliche Hörerleben heranzuführen.
Zwei neue Module für bisher unterversorgte Gruppen
Mit NAL-NL3 reagiert NAL auf Versorgungslücken, die in der bisherigen Praxis häufig nicht optimal adressiert wurden. Dafür wurden zwei ergänzende Module entwickelt:
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Modul für minimalen Hörverlust: Unterstützt Menschen, die trotz normalem oder grenzwertigem Hörvermögen Schwierigkeiten beim Sprachverstehen haben – insbesondere in geräuschvollen Umgebungen.
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Modul für Komfort im Störgeräusch: Optimiert das Hören in lauten Situationen wie Restaurants oder Gruppenveranstaltungen, indem es den Hörkomfort erhöht, ohne das Sprachverstehen einzuschränken.
Beide Module erweitern das Anwendungsspektrum der Hörgeräteversorgung und ermöglichen eine passgenauere Betreuung bislang wenig adressierter Nutzergruppen.
Fortschritt durch Daten und KI
Die Basis für die neuen Anpassziele bildet ein neuronales Netzwerk, das mithilfe maschinellen Lernens auf Millionen Anpassungen trainiert wurde. Dieses Netzwerk verarbeitet Schallinformationen in mehreren Ebenen – vergleichbar mit den Verarbeitungsprozessen im menschlichen Gehirn. Daraus resultiert ein differenzierteres Verständnis für Sprachsignale und Störgeräusche, das in präzisere Verstärkungsstrategien mündet.
Perspektiven für die Praxis
NAL-NL3 wird im Laufe des Jahres 2025 Herstellern von Hör- und Messsystemen zur Verfügung stehen, bevor es schrittweise in die klinische Anwendung übergeht. Für Hörakustikerinnen und Hörakustiker bietet das System neue Möglichkeiten, die Hörgeräteversorgung weiter zu individualisieren – insbesondere dort, wo klassische Anpassformeln an ihre Grenzen stoßen.
„NAL-NL3 zeigt, wie stark evidenzbasierte Forschung, künstliche Intelligenz und Patientenfeedback zusammenwirken können, um die Hörversorgung auf ein neues Niveau zu heben.“
– Dr. Brent Edwards, Direktor, NAL