Auf der diesjährigen EUHA-Fachmesse hat Oticon mit Zeal ein neues Hörsystem vorgestellt, das auf Diskretion, Benutzerfreundlichkeit und technologische Innovation setzt. Das Modell soll ab Januar 2026 flächendeckend erhältlich sein, zunächst jedoch in einer limitierten Auflage erscheinen.
Hintergrund: Geringe Versorgung trotz hoher Hörverluste
Nur rund ein Drittel der Erwachsenen mit behandelbarem Hörverlust nutzt derzeit ein Hörsystem. Zu den häufigsten Hemmnissen zählen laut Studien Schamgefühle, Angst vor Stigmatisierung und Bedenken hinsichtlich Handhabung oder Tragekomfort. Oticon positioniert Zeal als Lösung, um diese Barrieren zu verringern und den Zugang zu moderner Hörtechnik zu erleichtern.
Passform und Anpassung
Das neue Modell wurde an über 1.500 Ohren getestet, um eine möglichst ergonomische Form und hohen Tragekomfort zu erreichen. Nach Angaben des Herstellers ist das Hörsystem in 94 Prozent der Dome-Fittings nahezu unsichtbar. Grundlage dafür ist die sogenannte Encapsulation-Technologie, bei der alle Komponenten in einem kompakten, robusten Gehäuse untergebracht sind. Diese Bauweise soll Platz sparen und Schutz vor Feuchtigkeit und Staub bieten.
Ein weiterer Aspekt ist die direkte Anpassung: Zeal kann unmittelbar im Fachgeschäft eingestellt und anschließend mitgenommen werden. Nutzer:innen können zwischen Standard-Domes oder individuell angefertigten Otoplastiken wählen. Etwa zwei Drittel der Träger:innen lassen sich demnach binaural mit Dome versorgen.
Künstliche Intelligenz für natürliches Hören
Kernstück des Systems ist eine KI-gestützte Klangverarbeitung auf Basis der zweiten Generation des Deep Neural Network (DNN 2.0) von Oticon. Ziel ist es, ein offenes und natürliches Hörerlebnis zu ermöglichen, bei dem nicht nur Sprache, sondern auch Umgebungsgeräusche in ihrer Relevanz gewichtet werden.
Die Neural Noise Suppression reduziert laut Hersteller störende Hintergrundgeräusche um bis zu 12 Dezibel, ohne wichtige Klanginformationen zu verlieren. Ergänzend sorgt ein Sound Enhancer für zusätzliche Details in sprachrelevanten Frequenzen. Studienvergleiche mit anderen Produkten zeigen demnach Vorteile in Sprachverständlichkeit und Höranstrengung.
Vernetzung und Energieversorgung
Oticon Zeal unterstützt Bluetooth LE Audio und Auracast, wodurch Audioinhalte direkt von Smartphones, Tablets oder öffentlichen Übertragungssystemen gestreamt werden können. Eine neu entwickelte Antenne nutzt Hautkontakt für eine stabile Verbindung und passt sich der Ohrform an. Dadurch kann das Hörsystem kleiner gebaut werden, ohne die Signalqualität zu beeinträchtigen.
Die Energieversorgung erfolgt über einen integrierten Lithium-Ionen-Akku, der bis zu 24 Stunden Laufzeit ermöglicht. Eine Schnellladefunktion erlaubt vier Stunden Betrieb nach 15 Minuten Ladezeit. Der zugehörige SmartCharger dient zugleich als Transportetui und verfügt über eine Powerbank-Funktion.
Fazit
Mit Zeal setzt Oticon auf ein Hörsystem, das Komfort, Diskretion und KI-basierte Klangverarbeitung kombiniert. Für Hörakustiker:innen könnte das System neue Wege bei der direkten Anpassung und Kundenberatung eröffnen. Der Marktstart in limitierter Auflage erfolgt nach der EUHA 2025, die vollständige Verfügbarkeit ist für Januar 2026 angekündigt.