Ein medizinischer Meilenstein in der Hörrehabilitation: Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, wurde erstmals in Norddeutschland ein Cochlea-Implantat mithilfe eines OP-Roboters eingesetzt. Die neue Technologie ermöglicht besonders präzise und schonende Eingriffe bei hochgradig schwerhörigen oder ertaubten Menschen.
Präzisere Implantation dank robotergestützter Technik
Für den Eingriff kamen die robotergestützten Assistenzsysteme „Otoarm“ und „Otodrive“ des Herstellers MED-EL zum Einsatz. Diese Systeme unterstützen den Operateur dabei, die feine Elektrode des Cochlea-Implantats gleichmäßig und äußerst langsam in die Hörschnecke (Cochlea) einzuführen. Dadurch kann das empfindliche Innenohrgewebe besser geschützt und das verbleibende Restgehör möglichst erhalten werden.
„Dies ist ein enormer Fortschritt für unsere Patientinnen und Patienten“, erklärt Prof. Dr. Karl-Ludwig Bruchhage, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Phoniatrie und Pädaudiologie am UKSH Lübeck. „Wir erwarten, dass die neue Methode zu besseren Hörergebnissen und einer schonenderen Genesung führt.“
Erste Eingriffe erfolgreich verlaufen
Die ersten roboterassistierten Cochlea-Implantationen wurden bei einem 74-jährigen Mann und einer 32-jährigen Frau durchgeführt. Beide Patientinnen und Patienten haben den rund 70-minütigen Eingriff gut überstanden. Nach der Operation erfolgt die Nachsorge in der Tagesklinik, bevor etwa vier Wochen später die Aktivierung und individuelle Anpassung des Implantats stattfindet. Anschließend beginnt das Hörtraining, das Teil der ambulanten Rehabilitation ist.
Wie Cochlea-Implantate funktionieren
Im Gegensatz zu klassischen Hörgeräten verstärken Cochlea-Implantate Schallwellen nicht, sondern wandeln sie in elektrische Impulse um, die direkt an den Hörnerv weitergeleitet werden. Der äußere Teil des Systems – der Audioprozessor – wird hinter dem Ohr getragen und ist über einen Magneten mit dem unter der Haut liegenden Implantat verbunden. Eine feine Elektrode leitet die Signale bis in die Hörschnecke.
Spezialisierte Hörrehabilitation am Campus Lübeck
Die HNO-Klinik des UKSH Lübeck zählt zu den führenden Einrichtungen für Hörrehabilitation in Norddeutschland. Seit 2024 ist sie als Cochlea-Implantat-versorgende Einrichtung (CIVE) von der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde zertifiziert.
Das Team bietet ein umfassendes Spektrum der Hördiagnostik und -therapie – von der Hörgeräteanpassung über medikamentöse Behandlungen bei Hörsturz oder chronischen Mittelohrentzündungen bis hin zu implantierbaren Hörsystemen. In der speziellen Hör- und Implantat-Sprechstunde erhalten Betroffene eine individuelle Beratung und Therapieempfehlung.