Hörgeräte sind teuer und empfindlich. Zugleich begleiten die kleinen Hightech-Geräte hinterm oder im Ohr ihren Nutzer über viele Stunden am Tag direkt am Körper. Konstante Temperaturen von 37 °C und aus den Körperporen austretende Feuchtigkeit gehören zum Standard.
Um auch unter diesen widrigen Umständen jeden Tag einwandfrei funktionieren zu können, müssen Hörgeräte regelmäßig getrocknet werden. Denn Feuchtigkeit und Nässe bereiten Hörgeräten auf Dauer Probleme.
Tägliches Trocknen der Hörgeräte ist ein Muss!
Die Leistungsfähigkeit eines Hörgeräts bleibt nur erhalten, wenn es täglich getrocknet wird. Dabei muss Rücksicht auf die kleinen Prozessoren im inneren des Hörgeräts genommen werden. Denn Hörgeräte sind technische Wunderwerke in Miniaturform.
Körperschweiß und Ohrenschmalz (Cerumen) können in das Innere der Hörgeräte gelangen. Das Gemisch aus Salzen, Säuren, Wasser und weiteren Absonderungen des Körpers kann zu Fehlfunktionen in der Elektronik führen. Das Ergebnis: kostspielige Reparaturen oder der Totalausfall.
Wie trockne ich mein Hörgerät?
Welche Möglichkeiten es gibt, Hörgeräte professionell zu trocknen, wollen wir im Folgenden aufbereiten. Dabei unterscheiden wir zwischen chemischen und der elektrischen Trocknungsprozessen. Wir werfen einen Blick auf die Trocknung mit Trockenkapseln und Trockenbechern. Zudem schauen wir uns an, welche Trockengeräte für Hörgeräte – angefangen mit der klassischen Trockenbox über die Akku-Ladestation als Trockengerät bis hin zur innovativen Turbo-Trocknung – es gibt und wie diese sich unterscheiden.
Chemische vs. elektrische Trocknung von Hörgeräten
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Möglichkeiten der Hörgeräte-Trocknung – die chemische und die elektrische Trocknung. Während der chemische Trocknungsprozess auf einer chemischen Reaktion beruht, arbeiten elektrische Trockengeräte mit Erwärmung oder Luftstrom.
Chemische Trocknung von Hörgeräten
Die chemische Trocknung von Hörgeräten macht sich die feuchtigkeitsabsorbierende Eigenschaft von Kieselgel bzw. Silikagel zu nutze. Dabei handelt es sich um ein Trocknungsmittel, das mit seiner großen inneren Oberfläche Wasser absorbieren kann. Oft findet man kleine mit Kieselgel gefüllte Papiertütchen in feuchtigkeitsempfindlichen Warensendungen wie z. B. elektronischen Geräten, um deren Inhalt beim Versand trocken zu halten.
Trockenkapseln und Trockenbecher für Hörgeräte
Zur chemischen Trocknung von Hörgeräten braucht man Trockenkapseln oder Tabs aus Kieselgel, welche die Feuchtigkeit der Hörgeräte aufnehmen können. Zudem benötigt man einen kleinen, luftdichten Trockenbecher, in dem die Trockenkapseln sowie die Hörgeräte während des Trocknungsvorgangs gelagert werden können.
Die Trocknung selbst ist von mehreren Faktoren abhängig: vom Netto-Salz-Anteil der Trockenkapseln, von der Temperatur, der relativen Feuchte und vom Volumen des Trockenbechers.
Wie setze ich Trockenbecher und Trockenkapseln ein, um meine Hörgeräte zu trocknen?
Um die Hörgeräte über Nacht zu trocknen müssen man zuerst die Batterien aus dem Gerät entfernen. Zudem muss das Batteriefach offen gelassen werden.
Im Anschluss werden die Hörgeräte gemeinsam mit einer Trockenkapsel in den Trockenbecher gelegt und für einige Stunden luftdicht verschlossen. So wird die Feuchtigkeit vom in der Kapsel enthaltenen Kieselgel absorbiert und das Hörgerät vor Schäden geschützt.
Nach dem Trocknungsvorgang entnimmt man die Hörgeräte und verschließt den Trockenbecher mitsamt Trockenkapsel wieder.
Wie lange halten Trockenkapseln für Hörgeräte?
Trockenkapseln können mehrmals verwendet werden und verfügen über eine Haltbarkeit von 4 bis 6 Wochen.
Vor- und Nachteile beim Einsatz von Trockenkapseln
Vorteilhaft beim Einsatz von Trockenkapseln ist die Tatsache, dass der Trocknungsvorgang keinen Strom benötigt.
Von Nachteil ist die Notwendigkeit, die Trockenkapseln kontinuierlich auszuwechseln. Dies wird zusätzlich dadurch erschwert, dass man nur schwer einschätzen kann, wann einzelne Kapseln nicht mehr funktionsfähig sind.
Elektrische Trocknung von Hörgeräten
Zahlreiche Trockengeräte für Hörgeräte funktionieren elektrisch. Der Klassiker unter den Trockengeräten ist die Trockenbox, die mit warmer Luft arbeitet. Mit der flächendeckenden Einführung wiederaufladbarer Hörgeräte gewinnen auch Akku-Ladestationen mit Trocknungsfunktion zunehmend an Bedeutung. Zur effizientesten Hörgeräte-Trocknung gehört das Trockengerät mit Ventilator-Trocknung.
Trockengeräte für Hörgeräte der neuesten Generation bieten zudem die Möglichkeit der Desinfektion der Hörgeräte mittels UV-Licht. So soll Bakterienwachstum verhindert werden.
Im Vergleich zur chemischen Trocknung bieten elektrische Trockengeräte den Vorteil, dass sie nach dem Erwerb nur wenig Strom benötigen und der Einkauf zusätzlicher Trockenutensilien wie z.B. Trockenkapseln nicht nötig sind.
Anwendung elektrischer Trockengeräte
Die Anwendung elektrischer Trockengeräte für Hörgeräte ist sehr einfach. Die Hörgeräte werden in die Trockenbox gelegt. Das Trockengerät wird eingeschaltet. Die Feuchtigkeit wird absorbiert.
Der komplette Trocknungsprozess braucht, je nach eingesetztem Trockengerät und Art der Trocknung, 2 bis 8 Stunden.
Trockenbox für Hörgeräte
Trockenboxen – auch „Dry Box“ genannt – waren über viele Jahre die gängigsten Trockengeräte für Hörgeräte. Die Trocknung erfolgt hier über Konvektion bzw. die Übertragung warmer Luft. Wichtig ist hier ein möglichst großer Unterschied zwischen der Temperatur innerhalb und außerhalb der Trockenbox.
Der Temperaturunterschied ist für ältere batteriebetriebene Hörgeräte einfacher herzustellen. Sie wurden mit einer oberen Grenztemperatur von 60 °C geprüft. Man kann sie also ohne Bedenken bei einer Temperatur von 50 °C wirksam trocknen. Die Batterien müssen während des Trocknungsprozesses entnommen werden.
Für die stark zunehmende Anzahl an Hörgeräten mit Akku auf Lithium-Ionen-Basis liegt die maximale Temperatur laut Hersteller bei 40 °C. Die Trocknung mit elektrischer Wärme benötigt bei dieser Temperatur sehr lange und ist entsprechend ineffizient.
Akku-Ladestation als Trockengerät für Hörgeräte
Der Marktanteil wiederaufladbarer Hörgeräte mit Lithium-Ionen-Akkus nimmt stetig zu. Mit ihnen verbreiten sich die dafür benötigten Ladestationen, die mit immer mehr Funktionen ausgestattet sind.
Die Ladestationen bieten auf kleinstem Raum die Möglichkeit die Hörgeräte-Akkus aufzuladen, sie ohne Stromanschluss über eine integrierte Powerbank nachzuladen, die Hörgeräte zu trocknen und gleichzeitig zu desinfizieren.
Aus Marketingsicht sind das überzeugende Produkteigenschaften. In der Realität jedoch funktionieren die Trocknung sowie die Desinfektion der Hörgeräte nur suboptimal.
So wird die beim Ladevorgang entstehende Erwärmung auf rund 40 °C bereits als Trocknung ausgewiesen. Die zur Wärmeübertragung benötigten Zu- und Abluftkanäle hingegen werden ignoriert.
Auch das zur Desinfektion eingesetzte UV-Licht mit 275 nm kann die Hörgeräte im Ladeschacht nicht in Gänze erreichen. Allein dadurch sind der Keimfreiheit schon Grenzen gesetzt.
Ventilator Trockengerät für Hörgeräte
Der Rolls Royce unter den Trocknungs-Verfahren ist die Trocknung mittels eines Hochleistungs-Ventilators:
Die Hörgeräte werden mit rund 5 Kubikmeter Luft pro Stunde umströmt. Dabei verdunstet nicht nur äußerlich aufliegende Feuchtigkeit. Auch die Feuchtigkeit innerhalb des Hörgeräts wird so effizient erreicht.
Neben der Trocknung kann ein UV-C Licht zusätzlich dafür sorgen, dass die Hörgeräte am Ende nicht nur perfekt getrocknet, sondern auch hygienisch gereinigt sind.
Welche Trocknungsmethode ist die beste?
Ziel dieses Beitrags ist es, betroffene Hörgeräte-Träger über die verschiedenen Möglichkeiten der Trocknungsverfahren für Hörgeräte aufzuklären. Dabei verzichten wir ganz bewusst auf die Empfehlung einer bestimmten Methode oder eines speziellen Trockengeräts.
Am Ende ist die Entscheidung für ein bestimmtes Trocknungsverfahren oder auch ein konkretes Trockengerät abhängig von den individuellen Anforderungen des Hörgeräte-Trägers. Nach dieser Lektüre sollten Interessierte jedoch in der Lage sein, die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Ansätze einzuschätzen und im Handel oder beim Hörakustiker die richtigen Fragen im Vorfeld der Kaufentscheidung zu treffen.