Kieferknochen übertragen Knochenschall genauso gut wie Knochen, die auch bei herkömmlichen Hörhilfen zum Einsatz kommen. Zahnprothesen könnten sich hervorragend als Hörgeräte eignen.

Vibrationen, die auf Zahnprothesen einwirken, bieten eine gute Schallübertragung durch die Kieferknochen zum Innenohr. Das berichten Forscher im September-Journal der Acoustical Society of America. Diese Erkenntnis könnte zu diskreten Alternativen zu herkömmlichen Hörgeräten und Cochlea-Implantaten führen, die bei Menschen mit Hörproblemen Einsatz kommen.

Bisherige zahnbasierte Hörgeräte wurden an den Backenzähnen befestigt und empfingen den Ton drahtlos von einem Mikrofon hinter dem Ohr. Der Zahnforscher Jianxiang Tao und seine Kollegen wollen das Konzept einen Schritt weiterführen und Zahnimplantate in Hörgeräte verwandeln. Die Elektronik, die die Schallschwingungen überträgt, würde in den Teil eines Zahnersatzes eingebaut, der im Kieferknochen verankert wird, so Tao von der Tongji-Universität in Shanghai.

Doch zunächst musste das Team herausfinden, wie gut Zahnimplantate den Schall im Vergleich zu natürlichen Zähnen und dem Mastoidknochen hinter dem Ohr übertragen, auf den sich andere Arten von Hörgeräten verlassen, um zu funktionieren. Die Forscher legten also Töne auf die Implantate, die natürlichen Zähne und den Mastoidknochen von 38 Personen mit Hörverlust und einem einzelnen Zahnimplantat. In einem breiten Frequenzbereich konnten die Probanden Töne durch die Implantate genauso gut oder besser hören als durch natürliche Zähne oder Mastoidknochen, berichtet das Team.

Implantate im Frontzahnbereich schienen etwas besser zu funktionieren als Zahnimplantate im hinteren Teil des Kiefers. Das könnte daran liegen, dass der Kieferknochen im vorderen Teil des Mundes härter ist als der Kieferknochen im hinteren Teil, vermutet das Team. Die unteren Zähne und Implantate funktionierten bei der Schallübertragung genauso gut wie die oberen.

Im Vergleich zu herkömmlichen Hörgeräten könnten Zahnimplantat-Hörgeräte „ausgezeichneten Komfort und verbesserte Klangqualität“ bieten, schreiben die Forscher.